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brummkreiselchen.de

Homepage von Moni, René und Judith

Franken Newsletter, Teil 2

Endlich kommen hier nächsten Teile des Franken-Newsletters von Moni.

Hier die Auswahl: Sechster und Siebter.


Sechster frränggischer Newsletter

06.01.2008

Grüß Gott!

ja, es ist mal wieder so weit- nach langer Zeit. Es sind seit dem letzten fränkischen Newsletter fast zwei Monate vergangen, in denen ich manchmal so sehr mit Judith beschäftigt war, dass ich kaum dazu kam, irgendwem zu schreiben- und wenn ich dazu kam, hat mir Judith ihre Blogs diktiert. Aber da sie gerade schläft, nutze ich die Gunst der Stunde.

Eigentlich muss ich noch einiges nachschieben zu den letzten Newslettern.

Ich habe Euch doch davon geschrieben, dass wir jetzt Nürnberger Kennzeichen haben und nicht mehr einparken können. Wie das dann so ist, meldet sich ja dann die Versicherung und man bekommt neue Einstufungen. Da macht man sich vorher ja keine so großen Gedanken darüber. Naja, jedenfalls bin ich von Regionalklasse B 5 nach Regionalklasse B 4 gewandert. Ist auf jeden Fall schlechter. Oder wie Renés Versicherungstyp meinte: von der KFZ-Versicherung her wären sie mal besser in Mainz geblieben. Womit es also bewiesen wäre... Hoffen wir mal, dass wir deshalb jetzt nicht mehr Unfälle bauen und sich das vielleicht wirklich überwiegend auf die Parkplätze bezieht.

Da ich derzeit viel Bus fahre, beobachte ich leider nicht mehr so viele Autofahrer beim Einparken. Allerdings muss man sich manchmal den Kinderwagenstellplatz im Bus mit noch jemandem mit Kinderwagen teilen. Oder mit Rollatoren und Rollstühlen. Das ist normalerweise kein Problem, weil 2 KiWa da eigentlich hinpassen. Allderdings glaube ich nicht, dass die Bus-Bauer die Busse extra für Nürnberger gebaut haben. Muss ich Euch noch beschreiben, was ich da so erlebe?

Und ich muss noch was zum Dialekt sagen. Meine Patentante hat ein bißchen recherchiert und in einer Zeitung eine Regionalaufteilung gefunden, wo welches fränkisch gesprochen wird. Hier in Nürnberg wird ostfränkisch gesprochen: apfel und pfund. Vor Aschaffenburg geht es dann schon ins Zentralhessische über: appel und pund. Weiter westlich und südlich spricht man rheinfränkisch (so von Mainz bis kurz vor Karlsruhe). Noch weiter westlich ist es dann moselfränkisch. Aber das soll jetzt nicht mehr so interessieren. Interessant ist, dass ich vorher quasi auch schon fränkisch sprach, weil Rheinhessen voll im rheinfränkischen Bereich liegt und das Rhoihessische also gar nicht so weit vom ostfränkischen entfernt zu sein scheint. Das würde jetzt auch erklären, warum eine aus dem Hechelkurs, die meine Eltern im Krankenhaus getroffen hat, als ich mit Judith dort lag, meinte, meine Eltern hätten so sehr gefränkelt. Allerdings kommt sie aus Oberbayern. Und für die Bayern ist wahrscheinlich alles, was nicht richtig bayerisch ist, fränkisch. Oder preusisch. Insofern braucht hier ja niemand über die Franken und ihre Sprache zu witzeln, denn die Rheinhessen fränkeln auch. Aber ich hätte ja auch nie über das Fränkische Witze gemacht, oder? (Wen das noch mehr interessiert: dtv-Atlas Deutsche Sprache; diwa.info; Homepage zum deutschen Sprachatlas der Uni Marburg)

Und zum Fränkischen gab es hier was ganz spezielles vor Weihnachten in einem Mediendiscounter: "Nur für echte Franken. Exklusiv bei S...! Holen Sie sich Ihre Tastatur im fränkischen Design nach Hause!" Es handelt sich hier um eine Tastatur von Cherry, eine G 83 6919 Lunzy fränkisch hellgrau. Fränkische Tastatur.

Nun fragt man sich: was ist fränkisches Design? mal abgesehen von dem Schriftzug "Franken" in der rechten oberen Ecke und dem Wappen mit dem fränkischen Rechen, fällt als erstes die Leertaste auf. Auf ihr steht: Ich bin Franke. Danke! Die Schrift ist in so einer alten konservativen Schrift, so ungefähr so wie der Schriftzug der FAZ.

  • Die Groß- und Klein-Schreibtaste heißt: gros- glaa (deutsch: groß-klein)
  • Enter (Pfeil nach unten und links): Ezadla (Übersetzung ungefähr: so und jetzt)
  • die Entfernungstaste des letzten Zeichens (Backspace): Gschmarri (wörtliche Übersetzung mir nicht möglich, soll wohl so was Ähnliches sein wie "Unfug")
  • Statt A-Taste, gibt es noch ein O (das A steht in Klammern dabei), statt P steht B, statt K steht G und statt T steht haddes D.
  • die Großschreib- Haltetaste heißt: allwei gros
  • Pfeil nach oben: (Bildla) nauf
  • Pfeil nach unten: (Bildla) nunder
  • Pfeil nach links: riba
  • Pfeil nach rechts: niba
  • esc: blos wech

Und als Werbung steht noch groß daneben: Mäd in Frankn.

Schade, dass wir die Verkaufsaktion verpasst haben, sowas hätten wir unbedingt haben müssen. Zumal da noch mehr drauf steht, was ich aber nicht lesen kann im Prospekt. Sollte also jemand mal auf solch eine Tastatur stoßen, bitte fotografieren und mir schicken! Und zwar so, dass man alles lesen kann! Dann kann ich auch schreiben: Ich bin Franke. Danke!

Im Internet habe ich in einem Forum einen Wortwechsel zur fränkischen Tastatur gefunden, den ich Euch nicht vorenthalten will:

a: was haltets denn ihr von anner Tastatur die kanne getrennten Tasten für 'D' und 'T', bzw. für 'B' und 'P', und für 'G' und 'K' mehr hat, aber dafür a Taste für hart/weich, so wie shift mein ich...

b: Deppenkram!

Wie willst du dann z.B. "Stadt" und "statt" unterscheiden? Oder willst du auch gleich eine komplette neue Rechtschreibung erfinden?

Oder meinst du das so, dass das was da vom Schriftbild her rauskommt wieder das Hochdeutsche ist, (mit Hilfe der "Shift"-Taste) und die Tastatur nur dazu da ist, um Franken intuitives Schreiben zu erleichtern?

c: Es giebt an Underschied zwischen "Schdadd" und "schdadd"?

a: natürlich kann man auf der Tastatur z.B. 'D' und 'T' schreiben. Eben wegen der hart-Taste. Die is aber nur dazu gedacht, wenn ma was hochdeutsches schreiben muss, für an normalen text brauchst ja die harten buchstam net...

d: Des wär ja die ideale Dasdadur fürn Zintl. "Schdob! Wassd wie mer des schreibd? Haddes s, haddes d, haddes o, haddes b!" (Na weißer ned, weil der Killer is ja a Analphabet.)

e: @b erkennt man des ned am am sadzzusammenhang!?! der frangge is ja schliesslich ned (ganz) bleid!

b: Geht schon...

Aber einfacher ist es doch wenn's vom Schriftbild her unterschiedlich ist.

a: Ja herrschaftzeiten!!

freilich erkennst as am schriftbild!! "Hart-D" ergibt 'T' und so weiter... aber des braucht ma halt net oft.

e: wenn mer halt amal zum beispiel an brief an preussische ämter schreibt

f: welcher frangge will na scho an brief an die saupreißn schiggn?

a: @e endlich einer ders verstanden hat; @f *verständnislosschauundkopfschüttel*

g: Subber! Die Dasdadur muss her!

Bidde für mich auch eine midbestellen!

Brost

Diesen Dialog und ein Bild von einer ähnlichen TAstatur (Cherry scheint da sogar verschiedene Versionen zu haben), gibt es hier: www.acker15.de/forum/index.php?topic=85.msg2002 , wenn es jemand nachlesen will

Eigentlich wollte ich noch über den Christkindlesmarkt schreiben, bevor es wieder den nächsten gibt, aber das wird hier jetzt vielleicht zu viel. Dann schreibe ich lieber im nächsten Newsletter nochmal bißchen was, dann geht mir wenigstens das Material nicht aus.

Aber so, wie ich das hier in Franken sehe, passiert das nicht so schnell! Und wenn ich ab und zu in der alten Heimat bin, assimiliere ich nicht so schnell....

Ade!

Moni

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Siebter frränggischer Newsletter

13.02.2008

Grüß Gott,

leider komme ich derzeit nicht so oft dazu, den Newsletter zu schreiben. Weil ich ein kleines fränkisches Mädchen habe, das mich den lieben langen Tag auf Trab hält. Und wenn sie gerade schläft, gibt es immer so viel zu tun...

Aber jetzt will ich es wagen, solange sie gerade schläft.

Woran erkennt man am besten, dass man in einer fremden Kultur lebt? Genau, am Essen. Ich sprach schon davon. Und es gibt immer wieder neue Auffälligkeiten. Die aktuelle Abweichung: Hier gibt es zu Fastnacht (hier: Fasching) nicht Berliner oder Kreppel, sondern Krapfen. Bevor ich welche kosten durfte, glaubte ich, es würde sich um das gleiche Produkt handeln, nur mit anderem Namen. Also aß ich einen Krapfen. Ich achtete allerdings beim Bestellen nicht auf die Füllung. War ich doch davon ausgegangen, dass normale Marmelade darin steckt. Weit gefehlt. Hier wird Hiffenmark reingefüllt. Hört sich komisch an. Schmeckt auch so. Für alle, die, wie ich, nicht gleich wissen, was das ist: Hagebuttenmarmelade. Hört sich grauselig an. Schmeckt auch so. Nicht zum Nachahmen empfohlen, wenn man mit der Erwartung in den Krapfen beißt, dass sich köstliche Himbeer- oder Johannesbeermarmelade darin verbirgt. Es gibt in größeren Bäckereien auch andere Krapfen. Die gibt es aber nicht überall, nicht immer und sind auch teurer. Weil es hier etwas Besonderes ist. In einer anderen Bäckerei, als ich so richtig Lust auf einen Kreppel hatte (Faschingsfreitag) und auf dem Schild nicht stand, womit sie gefüllt sind, fragte ich danach. Die Verkäuferin schaute mich sehr erstaunt an (Kommt die vom Mars?) und entgegnete: "Mit Hiffenmark natürlich!" Natürlich. Wie konnte ich nur etwas anderes erwarten. Am Hauptbahnhof, wo sich vielleicht noch andere Menschen der Welt versammeln als die Franken, die an den Geschmack vielleicht gewöhnt sind?

Bevor ich mich zu sehr über die hiesigen Krapfen auslasse, muss ich nochmals auf die Kümmel-Fanatiker zu sprechen kommen. In unserer Bäckerei ist Kümmel in den Roggenbrötchen, was mich immer wieder veranlasst, nachzufragen, bevor ich etwas kaufe. Vor Kurzem mal wieder. Die Antwort: Wir haben keinen Kümmel in unseren Backwaren. Meine Gegenfrage: Und die Roggenbrötchen? Antwort: Ach so, ja, in den Roggenbrötchen schon, aber nur ein bißchen, das schmeckt man kaum.

Anbei sei erwähnt, dass ich hier schon die Übersetzung liefere, im Original hieß es eher: ...in den Roggenbrödla schoo, aber nur a bissall, das schmeggd ma gaum.

Außerdem ein weiteres Erlebnis: es gibt hier keine Croissants, sondern Bamberger. Ist aber wirklich das gleiche, nur mit anderem Namen. Mir konnte noch niemand erklären, warum sie Bamberger heißen. Ich kann das nur mutmaßen. Vielleicht wollen die Nürnberger, dass nicht nur sie als Würstchen verspeist werden und haben sich das so ausgedacht, damit auch die Bamberger schmecken. Vielleicht ist es auch eine Anspielung auf die Verteilung der katholischen Diözese. Es gibt nämlich keine Diözese Nürnberg. Nürnberg ist mit seinem Norden der Diözese Bamberg anhängig (der Süden gehört zur Diözese Eichstätt). Und vielleicht wurmt das die Nürnberger, sodass sie gedacht haben, sie rächen sich. Obwohl ich schon einmal in Bamberg war, weiß ich nicht mehr, ob die Bamberger dort auch Bamberger heißen. Für sachdienliche Hinweise bin ich dankbar. Damit das auch geklärt wäre und ich wieder ruhig schlafen kann. Und damit ich weiß, was ich bestellen muss, wenn ich mal in Bamberg bin. Wäre schon peinlich, wenn sie die Bamberger nicht so nennen und ich dann einen Bamberger will. Könnte noch zu Missverständnissen führen. Warum eigentlich ausgerechnet die Croissants? Weil so viel Luft drin ist? Man fragt sich also, könnte man Croissants dann in Mainz nicht Wiesbadener nennen? und in Köln Düsseldorfer? Und wenn die Bamberger sie vielleicht Nürnberger nennen, wie kann man das dann von den Würstchen unterscheiden? Jetzt bin ich ganz konfus....

Konfus war ich auch, als ich ein LKW gegessen habe. Das ist hier nichts ungewöhnliches und passiert ständig. Nicht mir, bin kein allzu großer Fan davon, muss schon Lust drauf haben. Aber ins Guiness-Buch komme ich damit nicht. Denn ein LKW ist hier kein Lastkraftwagen, sondern ein Leberkäsweckla (Brötchen mit einer Scheibe Leberkäse). Muss man einfach nur wissen. Und die Einheimischen merken dann auch, wer nicht von hier ist. Das sind die, die beim Bestellen ein bißchen dabei grinsen.

Praktisch ist aber, was hier mit Brezeln alles passiert. Zunächst mal: sie heißen hier Brezen. Mit Beachtung des N am Schluss. Beweis der Assimilation: inzwischen bestelle ich auch Brezen, nicht Brezeln. Ist auch viel leichter zu sagen. Lässt sich besser nuscheln. Der Vorteil bei den hiesigen Brezen: Man bekommt sie auch belegt. Da ist dann der dicke Teil aufgeschnitten (als Luxusvariante auch die ganze Brezen) und da drauf kann man dann alles schmieren und liegen, was das Herz so begehrt. Ganz gängig sind Butterbrezen (günstig und nicht so trocken). Aber es gibt auch mit Käse, Salami oder Teewurst. Mehr hab ich noch nicht ausprobiert. Auf Volksfesten gibt es auch Stände mit sehr großen Brezen, die noch mehr belegt sind und überbacken mit Pilzen, Broccoli, Schinken oder Käse. Oder auch allem zusammen. Der Nachteil der meisten Brezen hier: das Salz ist nicht drauf, sondern schon im Teig drin. Zwar nicht so grobkörnig, sondern fein, aber nu lässt sich das dann nicht abpulen. Das heißt, alle essen ihre Brezen gleich salzhaltig. Vielleicht ist das auch eine Erfindung der Straßenkehrer und Busfahrer. Dann muss man das Salz nicht überall aufsammeln.

Eigentlich wär es das mal wieder aus Franken. Da fällt mir ein, ich wollte noch was vom Christkindlesmarkt schreiben. Da das eigentlich schon längst wieder Geschichte ist und niemand mehr über Weihnachten redet, mal so auf die Schnelle: der Christkindlesmarkt (gesprochen: Grisgindelmagd) findet im Advent statt. Je näher Weihnachten heranrückt, desto voller wird er. Desto voller werden die U-Bahnen. Desto voller werden die Straßen. Desto mehr Japaner sind in der Stadt. Desto schwieriger wird es, sich durchzuwühlen. Durchwühlen kann man sich vor allem durch Ständen mit Essen und Trinken (3 im Weckla, Würste von einem halben Meter, Lebkuchen), Pflaumenmännchen, Schnick-Schnack jeglicher Art für das Fest der Liebe, Krippen und ein paar wirklich schön mit Spielzeug und anderem. Vielleicht muss man das Ereignis mal selbst erlebt haben, dem Christkind selbst begegnen (war selbst ganz begeistert, als es vor mir stand) und sich mitreißen lassen von Musik, Harmonie, Liebe und dem wohligen Beisammensein (Nimmst Du Deinen Ellenbogen aus meiner Wurst, dann nehme ich meinen kleinen Finger aus Deinem Ohr; nein, es macht mir nichts aus, dass Sie auf meinen Füßen stehen; nein, ich möchte kein goldes Christkind kaufen und auch nicht den Engel mit Lametta-Haar). Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr!

Und mit ein bißchen Glück, könnt Ihr Euch auch wieder auf einen weiteren Newsletter freuen. Wann? Keine Ahnung, das liegt an den Franken. Wieviel ich hier erlebe und wie schnell sie mich assimilieren.

Ade,

Moni

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